Allzu zu oft wird Design lediglich auf die Optik begrenzt. Doch der Begriff und seine gelungene Umsetzung beinhalten so viel mehr. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Funktionalität im Alltag. Erst, wenn alle Komponenten stimmen, gilt ein Design als gelungen.
Zwischen Handwerk und Industrie – verbindendes Design
Weg von der reinen Modeerscheinung, wieder hin zur Alltagstauglichkeit, ist ein hoher Anspruch, der auf Produktentwickler zukommt. Der Begriff Design und damit auch die Umsetzung von in vieler Hinsicht reiflich überlegter Ideen haben ihren Ursprung im 19. Jahrhundert. Die Gegenbewegung zur Industrialisierung, das Arts and Crafts Movement, und die daran beteiligten Künstler waren es, die sich auf handwerkliches Können und die Wertigkeit des Materials zurückbesannen. Im nachfolgenden Zeitalter des Jugendstils wurde verstärkt darauf geachtet, dass selbst die gelungenste Form mit ihrer Ästhetik tauglich für eine industrielle Produktion war.
Gut 150 Jahre später machte ein Designer Furore. Luigi Colani avancierte zum Star unter seinesgleichen. Ab Mitte der 1950er-Jahre arbeitete er international für Autohersteller. Unvergessen seine Kollektionen, die er für den Markenhersteller Villeroy & Boch entwarf. Er gehörte zu den Designern, die eine neue Ära einleiteten. Mehr Schlichtheit und mehr Form, hochwertige Materialien und vielseitige Funktionen im Alltag waren sein Anspruch, er wurde richtungsweisend für viele Hersteller.
Psychologie und Verknüpfung – Einfluss auf das Design
Zu einem gelungenen Design gehört auch, dass die Farbe stimmt. Sie ist wesentliches Instrument beim Marketing, hat darüber auch eine seit langem verknüpfte Signal- und Farbwirkung auf den Menschen. Rot und Gelb warnen, Grün kann beruhigen. Oft werden Farben noch mit Grafik verbunden. Wer kennt nicht die dreieckigen gelben Warntafeln oder rote Sperrschilder? Auf diese Weise können auch Verpackungen, Geräte, Hilfsmittel und vieles mehr für den privaten wie geschäftlichen Bereich gekennzeichnet werden. Eine klare Darstellung verhilft dazu, dass Anwendungsfehler vermieden werden.
Das Zusammenspiel von Form, Farbe und Funktion ist überall dort von immenser Bedeutung, wo durch Verwechslungen, falsches Hantieren oder zeitraubende Tätigkeiten nicht nur wirtschaftliche, sondern auch immaterielle Schäden entstehen können. Ein schlichtes Beispiel dafür sind die verschiedenfarbigen Drähte, die für die Stromversorgung und den Anschluss von elektrischen Geräten unerlässlich sind. Mit einfachen Regeln und der zuverlässigen Farbgebung können Unfälle mit Strom vermieden werden.
Die Signalwirkung, die jede Ampel zeigt, hält nicht nur bei der Farbgebung, sondern auch in der Sprache Einzug auf unseren Alltag. Grünes Licht haben, alles im grünen Bereich, den roten Faden finden sind nur einige davon. Dieses längst verknüpfte und verinnerlichte Wissen ist unerlässlich, wenn Gegenstände für den Alltag entworfen werden.
Design für den Alltag – hohe Funktionalität
Piktogramme, Hinweise zum Öffnen von Verpackungen, verletzungsfreies und schnelles Handhaben, all das ist unerlässlich, wenn Produkte im medizinischen Bereich angewendet werden sollen. Zu einem gelungenen Medizintechnik Design gehören deshalb gründliche Überlegungen. Wo werden diese Erzeugnisse deponiert, wie anwenderfreundlich sind sie, wie sorgt die Farbgebung dafür, dass sie nicht mit anderen im gleichen Raum vorrätigen Produkten verwechselt werden können.
Visuelle Merkmale sind dann besonders wichtig, wenn, wie etwa bei Notfällen auf der Straße oder der Erstversorgung im Rettungswagen, nicht immer optimale Lichtbedingungen herrschen. Hier spielt die Designsprache eine wesentliche Rolle, um zeitraubende oder gar gefährliche Verwechslungen zu vermeiden. Auch Größen oder das Verfallsdatum müssen ohne lange Suche erkennbar sein.
Erleichtert wird Letzteres beispielsweise dadurch, dass das Datum bei allen Produktreihen an der gleichen Stelle ist. Drehen und Suchen entfallen, wenn durch die optische Kennzeichnung mit einem Blick erfasst werden kann, ob die Verbrauchsfrist abgelaufen ist oder Verbandszeug, Tupfer, Einwegspritzen und ähnliche Gegenstände entsorgt werden müssen. Markenhersteller wissen um diese Alltagsanforderungen. Ein klares Design unterstreicht nicht nur ihren Firmenauftritt, sondern sorgt für problemlosen Umgang mit den Erzeugnissen.
Für Geräte wiederum ist wichtig, dass sie keine scharfen Kanten haben, leicht zu reinigen oder besser noch zu desinfizieren sind, nicht durch Feuchtigkeit gestört werden und Anzeigen aus unterschiedlichen Positionen gut abgelesen werden können. Damit Technik und Optik Hand in Hand gehen, gehört Praxiswissen dazu. Studien im klinischen Bereich oder im Labor, eigene Versuchsräume, das Wissen um ergonomische Funktionen und vieles mehr sind Voraussetzungen, um neue Geräte und Produkte erfolgreich auf den Markt zu bringen.
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