Der Jagdschein ist der erste Schritt auf dem Pfad des künftigen Jägers

Immer mehr Menschen besinnen sich in diesen so turbulenten und schnelllebigen Zeiten auf Traditionen: Eine der ältesten Traditionen der Welt, die Jagd, erfreut sich im Zuge dessen einer immer weiter steigenden Popularität. Die Renaissance der Jagd beginnt aber zunächst mit etwas Bürokratie und einer fundierten Ausbildung – an deren Ende steht der Jagdschein und damit die Erlaubnis, überhaupt auf Jagd gehen zu dürfen.

Der Jagdschein gilt als „grünes Abitur“ – und ist an einige Bedingungen geknüpft

Die Notwendigkeit eines Jagdscheins existiert natürlich nicht grundlos: Denn wer jagen möchte, der trägt automatisch auch Verantwortung – für seine eigene Gesundheit ebenso wie für die anderer Jäger und Menschen, aber auch für die Artenvielfalt des Tierreiches. All das zusammen setzt eine gewisse Reife voraus, weshalb der Jagdschein auch an ein Mindestalter von 15 Jahren geknüpft ist. Ebenso muss das polizeiliche Führungszeugnis einwandfrei sein. Eine körperliche und geistige Eignung des angehenden Jägers ist ebenso eine Grundvoraussetzung.

Einen weiteren rechtlichen Rahmen schafft die sogenannte „Pflicht zur Hege“. Jägern wird damit auferlegt, die Natur und das Tierreich zu respektieren, sie verpflichten sich also die Artenvielfalt nicht zu stören. Außerdem sind Jäger verpflichtet Wildschäden zu vermeiden und die heimischen Wälder zu respektieren. Für das Gros aller Jäger ist das eine Selbstverständlichkeit, denn fragt man die meisten Jäger, geht es denen nicht um das Töten direkt. Viel mehr wird die Jagd als ein Prozess begriffen, der den eigenen Charakter nachhaltig prägt – und nicht zu Lasten von Umwelt und Tieren gehen muss. Eine weitere Pflicht von Jägern ist es daher aktiv daran mitzuwirken, etwaige Tierseuchen einzudämmen.

So lässt sich der Jagdschein erlangen

Wer einen Jagdschein machen möchte, sollte sich zunächst umfassend über seine Pflichten, siehe den vorherigen Absatz, informieren. Parallel dazu ist natürlich ausreichend Zeit mitzubringen. Mehrere Jagdschulen bieten für alle, die zwar viel Lust aber wenig Zeit haben, praktische Schnellkurse an – mit diesen kann ein Jagdschein schon innerhalb von drei Wochen erlangt werden. Diese Schnellkurse vermitteln aber nicht weniger oder nur ausgewähltes Wissen: Auch dort wird das gesamte Spektrum des Jagdwissens entsprechend den gesetzlichen Anforderungen vermittelt – aber eben über einen kürzeren Zeitraum.

Der Grundaufbau des Prozesses ist relativ übersichtlich: Die staatlich anerkannte Prüfung, meist schlicht als „Jägerprüfung“ bezeichnet, teilt sich in drei Etappen: Einerseits die schriftliche, andererseits die mündliche Prüfung – sowie eine umfassende Schießprüfung. Der detaillierte Ablauf kann sich aber unterscheiden, da die Ausgestaltung den jeweiligen Ländern obliegt und die Jagdschulen damit, zumindest innerhalb eines überschaubaren Spektrums, einige Gestaltungsfreiheit genießen. So ist es beispielsweise möglich, die Lerninhalte in flexible Blöcke zu unterteilen. Das könnte insbesondere bei einem vollen Terminkalender das Erlangen des Jagdscheins erleichtern.

Selbstverständlich gilt aber auch: Die „echte“ Jagd, die erlernen Jäger erst in der Praxis. Ebenso wie beim Führerschein, dienen die praktischen und theoretischen Grundlagen als Fundament, um allen voran Sicherheit zu gewährleisten. Zu einem guten und verantwortungsvollen Jäger wird man aber nicht automatisch, nur weil man einen Jagdschein besitzt.

So geht es nach dem Jagdschein weiter

Die Jagd ist so beliebt wie nie – aktuell besitzen mehr als 430.000 Menschen in Deutschland einen Jagdschein, die meisten Jäger finden sich im Nordosten der Republik. Der Anstieg ist beachtlich, denn in der heutigen Gesellschaft muss niemand mehr für sein Essen auf die Jagd gehen, wenn das genauso auch im nächsten Supermarkt wartet. Trotzdem besinnen sich mehr und mehr Menschen auf ihre Wurzeln und damit die Jagd – heute gibt es in Deutschland rund 30% mehr Jäger als noch vor drei Jahrzehnten.

Sobald der Jagdschein erlangt wurde, können sich Neu-Jäger auch schon bald auf ihre erste Jagd begeben. Normalerweise suchen frischgebackene Jäger dafür Anschluss in einem regionalen Landesjagdverband. Dort trägt man für die ersten drei Jahre, nachdem der Jagdschein abgelegt wurde, immer die Bezeichnung als „Jungjäger“ – und das völlig unabhängig vom eigenen Lebensalter. Auf der Jagd können sich Jungjäger zudem austauschen, neue Erfahrungen und weiteres Wissen sammeln. Vor allem aber können sie ihren Pflichten und dem charakterschulenden Prozess der Jagd nachgehen – in einem sicheren rechtlichen Rahmen.

Laubach